Armin Nürnberger:
Ein Unternehmer
mit Mut zum Risiko
Ein Artikel von Fritz Arnold, Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, am
Armin Nürnberger aus Möckenau ist in der Milchkrise neu in die Milchviehhaltung eingestiegen.
Beeindruckend ist nicht nur die Vielfalt seiner Unternehmungen vom Ackerbau, der Tierhaltung bis zu Biogas, dem Betreiben von Wärmenetzen, einem Agrarhandel und einem bayernweiten Sperma-Vertrieb. Ganz und gar ungewöhnlich ist freilich, dass sich der 39-jährige Unternehmer mitten in der Milchkrise entschloss, wieder in die Milchviehhaltung einzusteigen.
Als Omira an die Lieferanten nur knapp über 20 ct/l Milch zahlte, kaufte Armin Nürnberger zu damals niedrigen Preisen in Norddeutschland 200 deckfähige Jungrinder. 100 von ihnen brachten inzwischen aus gesextem Samen 98 weibliche Kälber zur Welt. Im renovierten Stall, der einige Jahre leer stand, ist Platz für 200 Kühe. 130 Jungkühe werden derzeit gemolken. Betreut wird die Milchviehherde von dem jungen Mitgesellschafter Manuel Gärtner, der schon einen 600-Kuh-Betrieb in Norddeutschland gemanagt hat und dort Erfahrungen sammeln konnte. Unterstützt wird er von einer ehemaligen Anlagenleiterin aus den neuen Bundesländern.
Wagyu-Rind: Fleisch gilt als Delikatesse
Ebenfalls neu in der Region ist der Beginn einer Zucht des aus Japan stammenden Wagyu-Rindes. Deren Fleisch gilt nach langsamer Mast als Delikatesse und als Luxusprodukt. Kostproben davon konnten die Besucher des Tags der offenen Tür als Burger und Pulled Beef vom Wagyu-Rind probieren und genießen. Das exklusive Fleisch zeichnet sich aus durch feinste Marmorierung und einem optimalen Fett-Fleisch-Verhältnis, sodass es nun zunehmend in Feinschmeckerlokalen angeboten wird. Seine ersten drei Wagyu-Rinder hat Armin Nürnberger aus den USA bezogen. Über Embryotransfer sind inzwischen schon 25 Wagyukälber geboren worden. Zudem werden im November 1800 Ferkel und 600 Mastschweine in den Schweinestall einziehen, der kurz vor der Fertigstellung steht.
Neben dieser landwirtschaftlichen Tätigkeit haben die Investitionen in den Bereich erneuerbare Energien einen beachtlichen Umfang angenommen. Neben der eigenen Biogasanlage ist Nürnberger an drei weiteren Biogasanlagen beteiligt. Er ist Initiator und Mitbetreiber von Wärmenetzen sowie von Photovoltaikanlagen. Zudem ist er Chef einer Firma, die Biogasanlagen baut und eines bayernweiten Vertriebs von gesextem Sperma.
Seine Kosten kennen
Auf die Frage, wie er die Vielfalt der Aktivitäten überschauen kann, erklärt Nürnberger, dass die Grundlagen der Betriebswirtschaft, die er an der Höheren Landbauschule in Triesdorf gelernt hat, ganz entscheidend waren. „Ein sicheres Wirtschaften setzt eine gewisse Größe voraus, um Fremdarbeitskräfte bezahlen zu können. Und man muss seine Kosten kennen“, betont der Unternehmer. Jeder seiner Betriebe muss eigenständig funktionieren und wirtschaftlich sein. Dabei hat jeder Teilbereich seine eigenen Mitarbeiter. Vollarbeitskräfte werden beim Milchvieh, in der Biogasanlage und im Lohnbetrieb eingesetzt.
Nürnbergers Ehefrau Simone, die früher bei einem Rechtsanwalt beschäftigt war, ist nicht als Arbeitskraft im landwirtschaftlichen Betrieb direkt integriert. Sie übernimmt neben der Kindererziehung insbesondere Controlling-Aufgaben in der Firmengruppe.
Mehrere Grußwortredner zollten beim Tag der offenen Tür dem landwirtschaftlichen Unternehmer Respekt für seine Leistung und seinen unternehmerischen Mut. Oberdachstettens zweiter Bürgermeister Fritz Moßmeier dankte dafür, dass Nürnberger für das Dorfgemeinschaftshaus in Mitteldachstetten kostenlos die Wärme liefert.
Dr. Gerhard Walther von der VR-Bank sagte, dass die Zukunft denen gehöre, die innovieren und nicht denen, die imitieren. Geschäftsführer Martin Boschet von der Molkereigenossenschaft Schwäbisch Hall, zu der Nürnberger gewechselt hat, kündigte an, den Erzeugermilchpreis im nächsten Monat auf 39 ct zu erhöhen. Er hofft auf mehr so weitblickende Landwirte wie Nürnberger, denn die Genossenschaft sei gerne bereit, weitere Milchlieferanten aufzunehmen.
Übrigens hat Nürnberger in Möckenau bislang weder eine Goldgrube noch eine Ölquelle gefunden, „obwohl wir auf dem Hof schon fast alles mit dem Bagger umgegraben haben“, wie er schmunzelnd sagte.
Hier gehts zum Original-Artikel im Bayrischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt: